Vereinbarkeit.

Als ich vor knapp zwei Jahren Mutter wurde, war ich mir sicher: alles überhaupt kein Problem. Ich hatte eine entspannte Schwangerschaft und habe mich freudig und ohne größere Angstzustände mit Yoga, Akupunktur und dem exzessiven Anschauen einschlägiger Youtube-Videos auf eine unkomplizierte Geburt im Geburtshaus vorbereitet, ohne Schmerzmittel natürlich. Außer der ein oder anderen kleineren Migräne und leichten Ischias-Schmerzen gegen Ende der Schwangerschaft hatte ich keine nennenswerten Beschwerden. Warum auch? War ja alles gut. Und alles würde gut werden. Da war ich mir ganz sicher.

 

Dass Mini-Me letztlich ganz plötzlich, zwei Wochen früher als erwartet, in einer etwa 48-stündigen Geburtstortur zur Welt kam, hatte ich so nicht erwartet. Im Krankenhaus, mit Wehenmittel, mehrmals nachgespritzter PDA wegen unerträglicher Schmerzen und wohl nur dank einem großen und sehr schmerzhaften Dammschnitt gerade noch so ohne Kaiserschnitt (wobei ich mich manchmal frage, ob das so wirklich besser war?).

 

Mein Wochenbett war die Hölle. Mein Freund musste nach ein paar Tagen wieder arbeiten und ich konnte mehrere Wochen nicht sitzen, nur kurz stehen, laufen war mühsam. Bis ich das Gefühl hatte, mein Körper sei wieder ganz verheilt, hat es Monate (und nicht Tage) gedauert. Dafür hatte ich eine tolle Hebamme, und ja: ein tolles Baby. Schrie fast nie, trank gut, nahm zu, schlief viel und gut ein. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Von allen Seiten wurden mein Freund und ich für unsere Entspanntheit gelobt, man klopfte uns auf die Schulter für das entspannte Baby, wir gingen weiterhin Essen, ja sogar auf Partys, während Mini-Me von einer guten Freundin gebabysittet wurde – klappte prima.

 

Vereinbarkeit

Nach drei Monaten schlief mein Superbaby durch. Nach einer Einheit Dauerstillen am späten Abend schlief er von 23:00 bis 8:00 morgens. Wahnsinn. Wahnsinn.

 

Zwei Monate später endete unsere Superbabyphase abrupt. Als alle Schreibabys in unserem Umfeld endlich entspannter wurden, machte auch Mini-Me eine Wandlung durch, aber in die andere Richtung. Dieses Phänomen überschnitt sich zufälligerweise mit seiner ersten Impfung. Er bekam starken Husten und das erste Mal Fieber. Und an Durchschlafen war nicht mehr zu denken. Von nun an wachte er etwa alle 30-45 Minuten auf, manchmal auch häufiger, und schrie. Ich war mir sicher, dass dies einer der viel beschworenen Schübe sei, blieb entspannt, stillte und zeigte viel Verständnis. Aber es änderte sich: nichts.

 

Nach einigen Wochen machte sich der permanente extreme Schlafmangel überall bemerkbar. Insbesondere in unserer Beziehung machte er sich breit. Nistete sich ein, ganz langsam, leise, aber spürbar. Plötzlich gab es Meinungsverschiedenheiten zum richtigen Umgang mit unserem Kind. Wir stritten uns morgens, mittags und abends. Wer trug die Schuld dafür, dass plötzlich nichts mehr “klappte”? Während Mini-Me in den ersten Monaten in der Entwicklung spurtete, wurde er mit dem schlechten Schlaf plötzlich viel langsamer. Während seine Altersgenossen ihm davonkrabbelten, lag er schlecht gelaunt auf dem Bauch und meckerte. Es dauerte Wochen, dann Monate. Irgendwann begann ich, innerlich abzustumpfen. Ich schlief nie länger als 60 Minuten am Stück. Meistens deutlich kürzer. Etwas, das man sich nicht vorstellen kann, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Schlafentzug ist eine Form der Folter, vielleicht eine der schlimmsten. Ich fühlte mich permanent gefoltert. Durch den schlechten Schlaf war Anton auch tagsüber viel anstrengender, und ich natürlich viel gereizter. Man konnte ihm weniger recht machen, er wurde schnell unruhig und war nur schwer zufriedenzustellen. Gleichzeitig war er sehr hibbelig und schlief nur sehr schwer ein.

 

Vereinbarkeit

Zunächst dachte ich, er bekäme Zähne, der erste brach jedoch erst fast ein Jahr später durch. Dann dachte ich, das Kind hat eine Allergie. Bis heute wurde aber nichts festgestellt, und er verträgt alles ganz gut. Dann Verdauungsprobleme. Die hatte er im Prinzip seit der Geburt, hatte aber zumindest nur selten lautstark gelitten. Ich ging zu einer Osteopathin, seither hat er weniger Probleme mit dem Stuhlgang, die Nächte wurden jedoch davon nicht besser. Irgendwann saß ich heulend beim Kinderarzt, zu einem “Gesprächstermin”, auf den ich acht Wochen gewartet hatte. Verständnis hatte er, helfen konnte er aber nicht. Er sagte es gebe Methoden, Kinder besser schlafen zu lassen, überzeugt sei er von ihnen jedoch nicht. Das müsse ich allein entscheiden.

 

Letzten Sommer kam dann Lily. Wir hatten sie vor Jahren in Nepal kennengelernt und bei einem Wiedersehen in Oxford hatte ich sie aus Spaß gefragt, ob sie nicht den Sommer in Berlin verbringen wolle und gegen Kost und Logis ein paar Stunden in der Woche auf Mini-Me aufpassen wolle. Und ein paar Wochen später war sie da. Lily brachte wieder etwas Struktur in unseren Alltag, half im Haushalt und ging morgens mit Mini-Me nach draußen, damit ich noch ein wenig schlafen konnte. Wir kochten gemeinsam und tranken abends zusammen Wein. Sie umarmte mich, wenn ich dem Nervenzusammenbruch nah war und motivierte mich, wieder etwas mehr für mich zu machen. Einen Monat lang war ich fast jeden Tag beim Yoga.

 

In den letzten Tagen vor Lilys Abreise nach Brasilien stillte ich Anton ab. Diese Abschiede (der vom Stillen und der von Lily) waren herzzerreißend. Lily war Antons engste Vertraute, seine beste Freundin, seine Sister in Crime. Sie hatten viel mehr Zeit miteinander verbracht, als wir ursprünglich geplant hatten. Die beiden waren miteinander verschmolzen. Es flossen dicke, schwere Tränen und die Leere war noch Wochen nach Lilys Abreise spürbar. Obwohl Anton zu dieser Zeit noch nicht einmal ein Jahr alt war, erinnerte er sich ein halbes Jahr später sofort an seine große Liebe. Ich wünsche mir noch viel mehr Kontakt, und dass wir nicht wöchentlich skypen und uns nicht ständig lange Briefe schreiben, liegt sicher an mir und nicht an Lily. Ich habe schlicht meist keine Zeit, neben Arbeit und Kinderbetreuung auch noch engen Kontakt zu halten. Das ist schade.

 

Vereinbarkeit

Seit Lilys Abreise geht Anton tagsüber zu einer Tagesmutter. Die Abreise markierte das Ende meiner Elternzeit, und den Anfang der Fremdbetreuung. Lily hatte mir gezeigt, dass Anton sich mit mir allein anfing zu langweilen, und dass es ihm gut tat, mal bei anderen zu sein. Er war binnen weniger Tage eingewöhnt, schlief mittags bei der Tagesmutter ohne größeres Theater ein und genoss es sichtlich, tagsüber mehr Zeit mit anderen Kindern zu verbringen. Während ich häufig gehört habe, dass die Kinder in der ersten Betreuungszeit abends völlig übermüdet und reizüberflutet sind, war das bei Mini-Me nicht so. Lediglich seine Zubettgehzeit verschob sich etwas nach vorn, wodurch er jedoch morgens auch früher wach wurde. Der größte Gewinn für uns war, neben der Zeit zum Arbeiten während wir ihn gut versorgt wussten, die Struktur, die sein Tag bei der Tagesmutter bekam. Einen geregelten Alltag, immer zur gleichen Zeit hin und nachmittags zurück, jede Woche das gleiche, Musik, Turnen, feste Essens- und Schlafrituale. Seither kann man für Frühstück, Mittag- und Abendessen die Uhr stellen. Der Mittagsschlaf funktioniert auch am Wochenende sehr gut.

 

In den ersten Wochen nach dem Abstillen trank Anton noch mehrere Flaschen nachts. Er schlief zwar nun, vermutlich durch die stärkere Sättigung durch die Pulvermilch, etwas längere Strecken, verlangte dann jedoch sehr lautstark und vehement nach seiner Milch. Und er trank sehr viel nachts, während er dadurch jedoch tagsüber kaum noch “echte” Nahrung zu sich nahm. Durch das relativ unkomplizierte Abstillen war ich mir sicher, das Problem in den Griff zu bekommen und schaffte es auch, ihm die nächtlichen Flaschen innerhalb relativ kurzer Zeit abzugewöhnen. Seither trank er abends vor dem Einschlafen eine Ritualflasche, die ich ihm gewehrte und er wachte morgens glücklich und hungrig auf, so dass er endlich auch wieder zu den Mahlzeiten aß und wir zudem nicht mehr ständig nachts wickeln mussten. Nach einer Periode etwas besseren Schlafs (max. 2-3 Stunden am Stück, aber keine nächtliche Fütterung mehr) fühlte ich mich endlich etwas besser und etwas “ausgeschlafener” (naja, relativ).

 

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Schließlich kam der kühle Herbst und Anton wurde immer häufiger krank. Zwar ist er bei der Tagesmutter nur mit vier anderen Kindern betreut, die Krankheitsherde halten sich also in Grenzen, jedoch gibt es dort auch relativ viel Programm mit anderen Tagesmüttern und -vätern und ihren Kindern, so dass er wöchentlich mit bis zu 20-30 Kindern zwischen eins und drei im Kontakt ist. Da er bisher so gut wie überhaupt nicht krank gewesen war, hatte sein Immunsystem noch keinerlei Übung.

 

Die erste üble Phase erwischte uns, als eine berufliche Reise in den Oman anstand. Am Vorabend der Abreise litt ich unter einer sehr schweren Migräneattacke und Anton krümmte sich aus noch unerfindlichen Gründen vor Schmerzen. Er schrie fast pausenlos, schlief zwischendurch immer wieder vor Erschöpfung ein, wachte dann wieder auf, und schrie weiter. In solchen Momenten ist es mein Freund, der den kühlen Kopf bewahrt. Er besorgte mir starke Schmerzmittel um meine Migräne in den Griff zu bekommen und vor der langen Reise immerhin ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Während ich schlief rief er einen Bereitschaftsarzt und zahlte ihn aus eigener Tasche, um Anton untersuchen zu lassen. Der Arzt vermutete einen mysteriösen Magen-Darm-Infekt, konnte jedoch nicht viel machen. Da sich Anton vor Schmerzen krümmte, gab er ein Glycerinzäpfchen, welches beim Stuhlgang hilft. Nachdem sich der Darm entleert hatte, ging es Mini-Me deutlich besser. Das Schreien verebbte und er war wieder der Alte. Am Morgen entschied ich, zu fliegen. Die erste Etappe bis Istanbul verlief relativ glimpflich, am Flughafen übergab sich Anton jedoch (zum allerersten Mal in seinem Leben) und fing wieder an zu schreien und sich zu winden. Ein unglaublich toller Flughafenarzt untersuchte Anton in Istanbul und konnte wieder nichts finden, er ermutigte uns jedoch, weiterzufliegen. Das taten wir. Die nächsten zwei bis drei Tage waren der blanke Horror. Anton schrie fast pausenlos, er aß schlecht und hatte keinen Stuhlgang. Er wandt sich und meckerte. Wir hatten ein recht ungemütliches und wenig babygeeignetes Hotelzimmer, und im Oman sind es tagsüber gut und gern über 40 Grad im Schatten, öffentliche und kinderfreundliche Infrastruktur gab es kaum. Zwar erledigte ich meinen Job einigermaßen glimpflich, jedoch bekam ich nachts keinen Schlaf und ich litt natürlich wahnsinnig mit meinem schreienden Sohn. Nach zwei Tagen reichte es mir und wir gingen ins Krankenhaus. Nach einem beeindruckenden nächtlichen Untersuchungsmarathon standen wir wieder vor der Diagnose: keine Diagnose. Eventuell leichte Verstopfung. Man gab ihm ein leichtes Schmerzmittel, entblähende Tropfen und ein weiteres Glycerinzäpfchen. Ab dann ging es endlich aufwärts. Leider erkrankte am Tag darauf mein Babysitter an einer Magen-Darm-Grippe (die wohl anderswo herkam), so dass er für den Rest des Trips außer Gefecht gesetzt war. Für meinen letzten Arbeitstag musste ich ein Kindermädchen im Hotel engagieren, die sich als wahres Goldstück herausstellte und wunderbar mit Anton klar kam.

 

Im Nachgang verlor ich den Job im Oman, der mich über die letzten Jahre begleitet hatte und mir zahlreiche Folgejobs beschert hatte, an meine von mir vorgeschlagene Schwangerschaftsvertretung.

 

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In dem Folgemonaten wurde Anton immer wieder krank. Streckenweise war an Arbeiten nicht zu denken. Erst war es die Hand-Mund-Fuß Krankheit mit einer zusätzlichen komplizierten Bakterieninfektion, dann kleinere Infekte, dann Windpocken, Fieber, mehrere weitere Bakterieninfektionen und schlimme Erkältungen. Fast ein halbes Jahr lang war die Familie meistens außer Gefecht. Mein Freund hatte damals durch eine Vorerkrankung ein geschwächtes Immunsystem und nahm fast jede Krankheit, die Anton einfing, auch mit. Es war furchtbar. Zum ohnehin schon mangelnden Schlaf kam durch das Fieber eine wahnsinnige Unruhe hinzu, wir schliefen also – mal wieder – noch weniger als ohnehin schon. Bei jedem Arztbesuch fing sich Anton im Wartezimmer gefühlt die nächste Erkrankung ein. Sein Immunsystem hatte gar keine Chance, sich zwischendurch einmal zu erholen.

 

Irgendwann im April oder im Mai diesen Jahres wurde es besser. Nach einer extrem starken Windpockeninfektion behielt ich ihn noch eine Woche zu Hause, verbrachte viel Zeit mit ihm an der frischen Luft und verabreichte ihm eine Zeit lang in Eigenregie ein Eisenpräparat, weil er durch das ständige Kranksein sehr blass geworden war. Es half. Seither hatte er nichts mehr.

 

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Ob er nun durchschläft? Nein. Im Frühjahr haben wir sein Gitterbett entsorgt und ihm eine Matratzenhöhle in seinem Zimmer gebaut. Seither schläft er deutlich besser. Er kann nun nachts selbst aufstehen und gegebenenfalls zu uns herüberkommen. Ich habe glücklicherweise durch die Erschöpfung einen so tiefen Schlaf, dass ich manchmal morgens neben ihm aufwache und gar nicht weiß, wie er dort hingekommen ist. Ich arbeite aber auch wieder so viel, dass ich nach dem Chaos des Tages häufig noch bis spät in die Nacht am Computer sitze und Fotos bearbeite, vor eins schaffe ich es selten ins Bett, und häufig wird es noch später. Letztlich ist es meine Entscheidung diese Nachtschichten einzulegen, jedoch ist der späte Abend nach wie vor meine mit Abstand produktivste Zeit, und ich komme nicht drumherum, diese zu nutzen. Der Schlaf kommt hierbei viel zu häufig zu kurz. Dass mein Freund von jedem Geräusch aus Mini-Mes Richtung sofort aufwacht und im Bett steht, ist ein unglücklicher Umstand, der inzwischen leider auch dazu geführt hat, dass wir nur noch selten in einem Zimmer schlafen. Unsexy. Aber wahr.

 

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Mein winziges Baby ist inzwischen ein echter Brocken. Mir sind viele graue Haare gewachsen in den letzten 23 Monaten. Ich wiege immer noch einige Kilo mehr als vor der Schwangerschaft und passe in kaum eine meiner alten Hosen. Langsam schwindet die Hoffnung, dass sich das jemals ändern wird. Manchmal wünsche ich mir, das Muttersein ab und zu auf Pause zu stellen. Gegen nichts auf der Welt würde ich Mini-Me eintauschen, aber mein Leben davor vermisse ich trotzdem sehr. Ich war unbeschwerter und positiver, hatte seltener “echte” Sorgen und ich hatte vor allem sehr viel mehr Energie für schöne Dinge. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich so denke. Und gleichzeitig ärgere ich mich auch so sehr, dass die meisten Mütter über alles “Negative” schweigen. Häufig sagen mir FreundInnen, ob nun Mütter oder nicht, wie erfrischend sie meine Ehrlichkeit zu diesem Thema finden. Ich neige von Natur aus zu Übertreibungen und vielleicht auch öfter mal zum schwarzen Humor, aber ich finde es gehört dazu, sich sein Kind manchmal auf den Mond zu wünschen und auch mal sauer oder verzweifelt zu sein. Nach der Windelexplosion mit Stückchen zum Beispiel. Oder beim Großeinkauf im Supermarkt. Beim Ikea-Ausflug. Oder gestern beim Einschlafen.

 

Ich muss zugeben, dass mich Gespräche über den Windelinhalt kleiner Erdenbürger nicht erquicken. Mir fällt es schwer, auf dem Spielplatz Kontakte zu knüpfen, weil ich mich meist lieber über Jobs oder Reisen als über Meilensteine an der Windelfront unterhalte. Auch ich habe noch nie ein Brot gebacken und habe es auch in näherer Zukunft nicht vor. Mein Leben war auch ohne Kind sehr erfüllt. Seit Monaten freue ich mich auf nichts mehr, als auf meine nächste ganze Woche ohne Kind, die ich nicht wie die letzte mit dem Relaunch meiner Website verbringen werde, sondern allein (!) in New York.

 

Bei uns im Flur riecht es nach Babykacke, weil mein Freund sich gestern darum gedrückt hat, den Müll runterzutragen. Der Badewannenabfluss ist voller Haare. Das Klo könnte mal geputzt werden. Unter das Sofa gucke ich aus Prinzip nicht. Etwa die Hälfte der im letzten Jahr erworbenen Zimmerpflanzen ist binnen einer Woche kläglich eingegangen (oder an unserem Übereifer ersoffen). Mini-Mes Bett wurde schon länger nicht mehr frisch bezogen. In unserer Wohnung gibt es ein Zimmer, dass seit zwei Jahren mit unausgepackten Umzugskartons betstückt ist. Und es stehen noch etwa 15 Maschinenladungen Wäsche aus. Manchmal ernähren wir uns von Wasser und Brot. Es ist außerdem sehr staubig. Und ich bin trotzdem glücklich. Meistens zumindest.

 

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Ich finde es wichtig, dass das Kinderhaben in unserer Gesellschaft nicht rosarot dargestellt wird, aber auch nicht ständig dramatisiert wird. Ich finde es wichtig, dass Mütter Schwäche zeigen dürfen und Väter auch, ohne dass sich dadurch Mittdreißiger von ihrem Kinderwunsch verabschieden. Ich fände es toll, wenn ich mich nicht überall dafür rechtfertigen müsste, dass ich mich auf meine babyfreie Woche unglaublich freue, und auch jetzt schon gerne weitere babyfreie Wochen planen würde. Gleichzeitig wünsche ich mir aber auch, dass andere akzeptieren, dass ich an Wochenenden nicht mehr arbeiten will und dass ich nicht immer für jeden erreichbar bin, weil ich die Zeit mit Kind auch sehr genieße. Und oft wünsche ich mir auch, dass einfach mal jemand anruft und fragt ob ich ein Bier trinken gehen will, oder ob ich ein bisschen Hilfe gebrauchen kann.

 

Sicherlich ist das Leben, das ich vorher hatte, in einigen Punkten schwieriger vereinbar mit einer Familie, als es andere Lebenssituationen und Jobs sind (in puncto Partnerschaft, Sicherheit, Elterngeld, Prioritäten etc.). Ich habe nie daran gezweifelt dass es trotzdem geht und arbeite sehr hart daran, meinen Teil zum Familienwohl beizutragen, ich selbst zu bleiben und mich auch einigermaßen regelmäßig bei meinen kinderlosen FreundInnen zu melden. Ich muss zugeben, dass das ganze sehr viel schwieriger ist als ich es mir vorgestellt habe und manchmal weht mir ein eisiger Wind entgegen, mit dem ich so nie gerechnet hätte. Nach der ersten Gänsehaut denke ich dann aber meistens: jetzt erst recht. Manchmal ziehe ich mir aber auch einfach die Decke über den Kopf. Und ich finde: ich darf das. Mareice hat das schön formuliert in ihrem Brief einer nicht perfekten Mutter: “Ich finde es toll, wenn meine Kinder von Anfang an lernen, dass niemand perfekt ist.” – so ist es.

 

vereinbarkeit

50 comments

  1. Obwohl mit einem Vorführkind gesegnet, unterschreibe ich alles andere genauso.
    Es gibt keine Vereinbarkeit, aber Empathie kann es geben. Ich fluche und bin sauer auf mein Kind, ich sage den Leuten dass sie Essen mitbringen sollen, und ich kaufe.nur.mir.alleine etwas.
    Ich kenne kein Kind dass ein besseres Leben hat als mein Sohn und das ohne ein “Opfer” zu bringen.
    Wir sind die besten Eltern solange wir es versuchen – immer, alle.
    Ich wünsche mir aber auch von unseren kinderlosen Freunden dass sie verstehen dass wir andere Uhrzeiten haben ansonsten jedoch ganz normal sind, wie vorher auch, nur dass einer halt abends beim Kind bleiben muss.

    Ach. Das Leben!

    <3

    • Ach weißt du, Andrea, mein Sohn ist eigentlich auch sehr vorzeigbar. Er kann sich meistens wunderbar benehmen (obwohl wir nicht die strengsten sind) und ist vor allem wahnsinnig offen, er geht völlig unvoreingenommen auf Menschen zu und kann sich ganz wunderbar auf neue Situationen und Umstände einstellen.

      Das Problem war eigentlich “nur”: Er hat einfach nicht geschlafen! Inzwischen ist es übrigens etwas besser geworden! Die Einschlaforgie hat sich deutlich verkürzt und er wacht in Moment viel seltener auf, und wenn dann meist nur in den frühen Morgenstunden.

      Ach. Das Leben!
      <3

  2. Einfach toll geschrieben und als Vater einer super süßen und auch nicht ganz einfachen Tochter, würde ich am liebsten Kraft und etwas Zeit für sich schicken. Aber Kinder werden auch etwas Besonderes durch die Opfer die wir erbringen, und zu etwas ganz Besonderem, durch besonders große Opfer. Vermutlich habt ihr einen klasse Sohn!

  3. Ich bin jemand, der sich das Kinderkriegen und -haben in eher düsteren Farben ausmalt (und es sich so vorstellt wir von dir beschrieben, plus dass das Kind behindert sein könnte und wenn nicht das, dann wird es drogenabhängig oder hat einen Autounfall mit 18, oder oder oder…). Mich treibt die Frage um: hättest du in aller Konsequenz gewusst, wie es wird – also dein jetziges Ich hätte deinem damaligen Ich diesen Text zeigen können – hättest du dich anders entschieden?

    • Liebe Elli,

      tatsächlich würde ich wohl alles wieder so machen. Es ist wahnsinnig anstrengend. Aber auch unglaublich schön. Und man gewöhnt sich an fast alles. Alles andere geht irgendwann vorbei. So denke ich. Und würde Anton, wie gesagt, gegen nichts (!) auf der Welt eintauschen.

      • Will hier noch einmal betonen, ich würde alles wieder genau so machen und ich finde auch nicht, dass ich hier Horrorszenarien gezeichnet habe, nein, nur eben den ganz normalen Wahnsinn, über den die meisten Eltern sich nicht zu sprechen trauen. Ist aber ganz normal. Schau dich mal um, wir waren alle mal Kinder, und kaum jemand ist bereit sie wieder abzugeben, wenn sie einmal da sind. Selbst wenn sie von der nicht ganz unkomplizierten Sorte sind.

  4. Pingback:Brief von einer nicht perfekten Mutter | Kaiserinnenreich

  5. Ich bin zufällig auf Deinen Artikel gestoßen. Das hast Du wunderbar beschrieben! Ich bin auch immer der Meinung, dass nicht alles überdramatisiert, aber auch nicht überzeichnet werden sollte. Deine Situation klingt aber wirklich absolut so, als wollte man auch mal weglaufen. Und dass darf auch so gesagt sein! Wir sind und bleiben die Menschen, die wir sind, auch wenn wir mal 9 Monate ein Baby im Bauch hatten.
    Meine Kleine ist erst 5 Monate und bislang auch verhältnismäßig pflegeleicht. Wir haben uns dem Durchschlafen angenähert und seit einer Woche geht es gerade wieder in die andere Richtung. Ab 2 Uhr ist nur noch an leichten Schlaf zu denken, weil sie nie richtig ruhig schläft. Dafür aber tagsüber. Ich hoffe sehr, dass das nur eine der vielbesagten Phasen ist. Wir werden es sehen. Daher fand ich mich im Anfang Deines Artikels gut wieder.
    Auch ich war inzwischen schon mal über Nacht alleine weg. Ich ernte viele erstaunte Blicke, wie ich das so früh schon machen kann. Aber mein Kind kann nicht glücklich sein, wenn ich es nicht bin. Mich macht es glücklich, auch mal Abstand zu haben, weil es mich dann in der Zeit mit ihr ebenso glücklich macht.
    Jedes Gefühl, jeder Gedanke hat seine Berechtigung, das habe ich inzwischen gelernt. Leider haben das viele andere noch nicht…
    Ich wünsche Dir weiterhin ganz viel Kraft für euren Weg!
    LG Nina

  6. sehr schön geschrieben und ja! kinder sind “toll” und bereichern das eigene leben auf so wundersame und tolle art und weise, dass es kaum beschreibar ist. ich möchte das nicht mehr missen!
    aber (und ja!), es gibt auch “schattenseiten”, wie eben überall ist nicht alles nur schwarz oder weiß. kinder haben heißt verantwortung übernehmen, 365 tage im jahr, ein lebenlang!
    dabei das richtige maß zu finden “(nur)ich” und andererseits aber eben auch “mama/frau/freundin” zu sein , ist manchmal gar nicht so leicht. familie und beruf unter einen hut zu bekommen , ist noch viel schwieriger, finde ich.
    aber es geht!
    irgendwie ;0)
    sonnigen gruß!
    stefanie

    • Danke Nina! Sehr weise Worte! Und obwohl wir was das Schlafen anging einmal durch die Hölle und zurück gegangen sind, habe ich das Ganze gerade schon wieder fast verdrängt… gerade ist es nämlich besser! Juhu!

  7. Ich bin über den Blog “von guten Eltern” hierher gekommen und angekündigt langen Text zu Ende gelesen ;)
    Ich war tief berührt von der Ehrlichkeit und ja, mehr Mütter und Väter sollten so sein. Auch zueinander. Besonders zueinander.
    Eltern, bei denen immer alles paletti ist, sind mir suspekt.
    Ich habe eine kleine Tochter (fast zwei) und ihre beiden Lebensjahre verliefen bisher sehr unproblematisch. Von daher habe ich großen Respekt für dich! Der Schlafentzug klingt mal richtig, richtig besch**** ;)

    Trotzdem finde ich es schön, dass du in einem Kommentar geschrieben hast, dass du alles wieder so machen würdest. Das ist berührend und sollte allen Kinderskeptikern zeigen, dass wir unsere Kinder trotz alldem oder gerade deshalb so lieben.

    Vielen Dank für den tollen Text!

    Liebe Grüße,
    Magdalena

    • Liebe Magdalena, danke, dass du es so gelesen hast wie ich es gemeint habe. Einige denken offenbar, das hier sollte ein Plädoyer gegen das Kinderkriegen sein. Nee! Gar nicht. Im Gegenteil. Ein Plädoyer gegen den Prefektionismus und die Schönrederei. Alles Gute dir und deiner Tochter!

  8. Mei mit Deinem Artikel triffst Du den Nagel auf dem Kopf!
    Als Zwillings-Mama weiß ich wovon ich rede ;-)
    Meine Herzis werden bald 6…..und seit 6 Jahren hat sich unser Leben total, aber auch wirklich absolut total verändert. Nur all zu oft geht mir die Puste aus…aber irgendwie gehts immer weiter. Die schönen Momente behält man in Erinnerung, und der Rest verblaßt. Dankbar bin ich auch um meinen Beruf und Arbeit. Ich sehe das als Ausgleich zu Kindern, Mann und Haushalt….wo ich mir oft wünsche ich sei ein Calamari mit vielen vielen Armen.
    Seit 10 Monaten haben wir alle 2 Wochen regelmäßig einen Babysitter für Abends, nun leben wir wieder wirklich ;-)

    Wünsche eine super geniale “alleine”-Woche in NY! Scheeee!

    Viele viele Grüße
    Inge

    • Ach wie toll, ja, genauso ist es. Acht bis 10 Stunden Arbeit am Stück (mit Mittags- und Kaffepause) sind für mich reine Wellness! Kann ich jedem empfehlen. Dennoch würde ich gegen nichts auf der Welt die Abendsstunden tauschen, das Essen, das Vorlesen, das Kuscheln. Ich glaube jeder sollte mal einen Tag mit einem Kind ohne Hilfe verbringen, danach kann man seine Arbeit wieder wertschätzen.

      PS: Die Woche NY war ein Knüller!

  9. Danke für den offenen Text! Es erleichtert ungemein zu sehen, dass es bei anderen genauso zugeht wie bei einem selbst! Ich empfinde neben dem Schlafmangel (ich habe seit mehr als 5 Jahren nicht mehr länger als 3 Stunden am Stück geschlafen) das ständige Eingreifen-Müssen und die ständige Aufmerksamkeit, die Kinder erfordern, als das Anstrengendste. Man kann nie.etwas.zu.Ende.bringen, immer wird man von einem Kind unterbrochen, und sei es nur Wäscheaufhängen oder Tee kochen. Auch bei uns wird so gut wie nie geputzt (Gott sei Dank haben wir dankbare Dielen, die trotzdem sauber aussehen) und auch die Kinderbettwäsche wird viel zu selten gewechselt.
    Den großen Unterschied macht aber aus, ob man Familie vor Ort hat, die mitbetreut, etwa Großeltern. Wir haben niemanden, und Babysitter können wir uns nur selten/gar nicht leisten. Das macht alles so eng und schwierig, da wir NIE.DIE.KINDER.LOS.WERDEN. Immer muss einer aufpassen. Deshalb bin ich dafür, dass allen Eltern, besonders Alleinerziehenden, die auf keine “Umsonst”-Betreuungspersonen wie Oma/Opa zurückgreifen können, als Ausgleich eine gewisse Anzahl von Babysitter-Stunden pro Woche bezahlt wird. I know, utopisch. Aber das wäre fair.

    • Hallo Viviane,

      deine Kinder können nichts dafür das du für sie Sorgen musst! Bitte lass deinen Stress nicht an ihnen aus. Es gibt viele Möglichkeiten (und es ist absolut Notwendig) sich Freiräume zu schaffen.
      Neben Oma/Opa und Onkel/Tante kann man auch andere Eltern aus Kita/Schule bitten das man wechselseitig mal einen Tag auf die Kinder aufpasst. Es gibt mittlerweile auch Vermittlungstellen für “Omas/Opas” die keine eigenen Enkel (in der Nähe) haben. Die sich freuen würden mit Kindern etwas zu unternehmen.
      Generell kann ich auch empfehlen eine Familienberatungsstelle anzurufen/aufzusuchen wenn einem alles zu viel wird. Dort kennt man viele gut Lösungen und ggf. bekommt man Zeitweise auch mal einen Babysitter bezahlt. Es gibt in Deutschland (besonders in den Großstädten) mittlerweile sehr viel Unterstützung und Hilfsangebote für Eltern – nutz Sie! Sie sind dafür da uns und unseren Kindern das Leben angenehmer zu machen.

      Liebe Grüße und viel Kraft

      Max

      • Hallo Max, keine Sorge, ich lasse meine Stress nicht an den Kindern aus! Ich bin hart im Nehmen, aber es ist eben manchmal hart. Aber gleichzeitig zwingt es auch dazu, das Leben zu entschleunigen, und das tut gut.
        Leider bekommt man in unserer Gegend keinen Großelternservice (Leihoma/ -opa) – es gibt hier so gut wie keine Senioren und viel zu viele junge Familien. Sowas bekommen hier nur Alleinerziehende oder sonstwie schwer benachteiligte oder sozial schwache Familien. :-( Hätte ich sonst schon längst beantragt — finde ich nämlich eine tolle Idee!

        • Liebe Viviane,

          probier es doch einfach mal! Ich meine da seien die Kriterien nicht besonders streng. Ich finde dein Kommentar hört sich nicht gestresst an, sondern (DANKE!) einfach ehrlich! Wir haben das Großelternproblem leider auch (die wohnen alle am anderen Ende Deutschlands). Eine Freundin von mir mit Kind beschwert sich darüber, dass ihre Schwiegermutter einmal pro Woche zum Putzen kommt… ich würde dafür morden! <3

  10. Ihr Text hat mich sehr berührt. Anders als die anderen Kommentatorinnen habe ich (nicht freiwillig) keine Kinder. Und die vielen Eltern (auch meine eigenen Freunde) und die vielen Jahre im Prenzlauer Berg wurden nicht müde, mir oft auch sehr unsensibel zu suggerieren, dass es kein erfülltes Leben ohne Kinder geben kann. Ständig musste ich mich rechtfertigen, ausweichen und Menschen gegenüber Erklärungen abgeben, die das Thema wirklich nichts angeht.

    DOCH! Ich liebe mein Leben. Meine Tiere. Meine Reisen. Meinen Gemüsegarten. Meine Arbeit (manchmal). Den Müßiggang, die Zeit und die Ruhe, die ich mir nehmen kann. Wie beschissen wäre es denn, wenn ich den Rest meines Lebens damit verbringen würde, zu bedauern, was nicht sein sollte? Das habe ich zu lange gemacht. Aber ich begegne großer Ungläubigkeit und Nachsicht, wenn ich das laut sage. Ohne Kinder? Ach.

    Und jetzt freue ich mich darüber, dass endlich sogar mal eine Mutter laut sagt, dass sie ihr Leben auch vorher mochte. Vielleicht sogar genauso gern. Oder mehr. Diese ewige Frage, was besser ist. Darum geht es doch gar nicht. Sondern darum, die Lebenssituation, in der man sich befindet, und die man sich in unseren Breitengraden nicht unerheblich selbst ausgesucht hat, so gut wie möglich zu gestalten (und wenn nötig mit Sinn zu erfüllen). Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Und die Zeit fügt auch manches. In Ihrem Fall ganz bestimmt.

    Danke. Toller Text.

  11. Gut geschrieben! Auch bei meinem Sohn waren die ersten Jahre nicht so einfach, wie frau sich das ausgemalt hatte, allerdings hatten wir, wenn ich das bei Dir lese, doch wesentlich weniger Sorgen.

    Du schreibst “Dieses Phänomen überschnitt sich zufälligerweise mit seiner ersten Impfung.” Ich denke absolut nicht, dass das Zufall war! Immer wieder lese ich, dass Eltern schreiben, welche Probleme plötzlich nach einer Impfung auftraten und niemand scheint sich zu fragen, ob es genau vielleicht an dieser Impfung gelegen haben könnte. Auch wenn ich damit vielleicht (gefühlt) in ein Wespennest greife und einen Shit-Storm von all den Impfbefürwortern auslöse, wollte ich das nur mal am Rande bemerken…

    Alles Gute für Euch!

    • Liebe Cathleen,

      ob es Zufall war oder nicht, ich weiß es nicht. Ich habe die unterschiedlichsten Meinungen dazu gehört und so, so viel gelesen und mir dennoch keine abschließende Meinung bilden können.

      Ich bin kein Fan vom Impfen, von der relativ kritischen Position, die ich anfänglich hatte (und weshalb ich die Impfungen ein wenig “nach hinten” verschob), habe ich aber inzwischen wieder Abstand genommen. Wie du ja auch gelesen hast, war Anton extrem viel krank und hatte auch ein paar der Krankheiten, gegen die er eigentlich hätte geimpft sein können. Die MMR+Windpocken-Impfung war für die Woche geplant gewesen, in der er die Windpocken schließlich bekam. Leider mussten wir die Termine immer und immer wieder verschieben, weil er ja ständig krank war.

      Ich wäre sehr froh gewesen, wenn ich ihm die Windpocken hätte ersparen können. Er hatte eine schwere Form und es ging ihm furchtbar. Er hat am ganzen Körper viele große Narben.

      Vielleicht hat die Impfung irgendeinen Schalter bei ihm umgelegt. Alle anderen hat er aber bisher ohne jegliche Nebenwirkungen vertragen, und im Rückblick bin ich der Meinung, dass er vorm Kitastart gegen die gängigsten “schlimmen” Krankheiten hätte geimpft sein sollen. Das hätte ihm und uns vielleicht viel erspart.

      Danke dennoch für den Kommentar. Leider weiß man es hinterher ja immer besser als vorher.

  12. Dein Text ist super! Was ich am schwersten finde ist die Vereinbarkeit von Partnerschaft – Kind – Selbstsein.
    Ich denke man muss sich nicht rechtfertigen, wenn man einen Woche nach New York geht ohne Kind um was für sich zu machen. Ich denke es ist das Beste was man als Mama machen kann. Mal raus, mal für sich sein, sich mal um sich und die Arbeit kümmern. Es ändert viele Blickwinkel. Ich finde es toll, dass du mit Anton so viel reist und ihm zeigst wie Vielfältig die Menschen und die Welt ist. Das kann nicht jeder.

  13. Wollen wir ein Bier trinken gehen? Ihr Text, Ihre Worte. Könnten mein Text, meine Worte sein. Mein “mini me” ist viereinhalb. Das mit dem Schlaf wird irgendwann besser…

  14. Pingback:Die kaiserliche Woche // KW 36 | Kaiserinnenreich

  15. Wunderbarer Artikel, der sich von all diesen Berlin-Blogger-Muettern, die immer nur hübsche Bildchen teilen, in Inhalt und Intelligenz abhebt und endlich mal das wahre Leben portraitiert.

    Alles Gute dir mit Familie und Job und dem Schlafen!!

  16. hallo! danke für den artikel. deine grundhaltungen (impfen, abstillen, ohne größeres Theater…) teile ich nicht und grundsätlich störe ich mich sogar daran und habe deswegen auch nicht zu ende gelesen. dennoch sprichst du den main-stream an und ich finde auch, dass das was unterm strich das eltern sein heute ausmacht eine große aufgabe der ich mich immer mal wieder weniger gewachsen fühle.
    ein buchtipp den ich aktuell lese und sehr empfehlen kann:
    “mit kindern wachsen”.

    • Liebe Anita, woher kennst du meine Grundhaltungen zu Impfen und Abstillen? Die wurden hier doch gar nicht dargelegt. Ich fände es interessant zu wissen, was deine Meinungen dazu sind. Auch wenn ich meine hier noch nie öffentlich gemacht habe, haben sich meine “Grundhaltungen” mit der Zeit meiner Lebensrealität angepasst, um überhaupt weiter machen zu können.

  17. ein wirklich toller text, sehr mitreißend geschrieben! ich habe selbst noch keine kinder, weil ich mich einfach noch nicht bereit dafür sehe, mein eigenes leben so sehr auf “pause” zu schalten – denn das, was du schreibst, ist ziemlich genau das, wie ich mir elternsein vorstellen. im letzten jahr sind mehrere menschen in meinem umfeld eltern geworden, viele haben sie das rosarot erwartet und sind jetzt zum teil fürchterlich frustriert-überrascht, dass mit baby nicht alles so ist wie vorher, nur glücklicher. sprechen tun sie nicht darüber.

    • Bei allem Chaos will ich aber auch betonen, das waren ein paar sehr harte Monate, aber mein Leben ist nicht komplett auf Pause gestellt gewesen und jede durchwachte Nacht war es wert. Dennoch wünsche ich mir so so so sehr, dass mehr Leute offen über die Schwierigkeiten sprechen. Das schlimmste daran ist ja, dass man denkt, dass man etwas falsch gemacht hat und völlig allein dasteht.

  18. Als ob Du bei uns zu Hause zugeschaut hättest! Wir hatten auch diese Krankheitsphase (Rothaviren, Mundfäule mit MagenDarmInfekt, Lungenentzündung, Bronchitis, Fieber bis 40 Grad, Infekte jede Menge & als die Windpockenimpfung dran war, natürlich Windpocke usw) ca. 7 Monate! Mehrfach in der Kinderrettungsstelle im Vivantes am Fhain, und immer hing einer von uns mit überm Klo. Ich hab mich manchmal mit meinem Sohn in die Ringbahn gesetzt und bin 3x um Berlin gefahren weil er das Rausschauen so liebte und habe dabei gedöst, nur um zu überleben.
    Vor einer Woche wurde er nun 11 Jahre alt! Seit den schlimmsten Monaten war er pro Jahr max. 1-2 mal so krank, dass er zu Hause bleiben musste. Jetzt ist es so wunderbar und wirklich einfach. Seit er ca. 3 1/2 ist, wurde es immer besser!
    Alle erzählen, wie toll und süß Babies sind, aber wie einfach und cool es mit einem Elfjährigen ist, ist unbeschreiblich toll!
    Halt durch! Du wirst belohnt mit einem coolen Kerl!

    • Danke für die lieben Worte! Im Krankenhaus waren wir zum Glück – außer bei einer mysteriösen Darmerkrankung im Oman – bisher noch nicht. Dafür aber schon öfter beim ärztlichen Notdienst etc.

      Ich muss sagen, dass ich es jetzt (kurz nach seinem zweiten Geburtstag) schon deutlich einfacher finde!

      Alles Gute für dich und deinen Sohn!

  19. Von Rabenmutter zu Rabenmutter:
    die Kleinen nehmen es nicht übel.
    Meine drei (10, 12, 14) finden es absolut in Ordnung das ich mir mit meinem Lebensgefährten – der nicht ihr Vater ist – einmal im Jahr eine dreiwöchige Auszeit von ihnen nehme.
    Und irgendwann schlafen sie alle durch, bei meinem Jüngsten hat es lediglich 4 Jahre gedauert…aber es geht vorbei.
    Und es kommen noch viele unerwartete spannende(sprich nervige) Dinge an die man jetzt noch nicht im Traum denkt.
    Und – es ist so entspannend wenn die Zwerge wissen das man nicht perfekt ist. Und stärkt ihr Selbstbewußtsein Mama auch mal was zeigen/erklären zu können.
    Wichtig ist das die Kinder immer wissen das ich für sie da bin, für sie einstehte und sie mir alles erzählen können.
    Was interessieren mich da die Kinderkackegespräche auf dem Spielplatz.

  20. Danke! Danke fuer Deine ehrlichen und unverkrampften Worte. Alles, was Du schreibst, habe ich so oder so ähnlich selbst erlebt. Meine Kinder sind inzwischen fünf und acht Jahre alt. Und ich kann nur sagen: Es wird nicht besser, nur anders. Und: Es wird nie langweilig.

  21. Pingback:Fotografin und Mutter – Ein Interview mit Carolin Weinkopf | Glowbus

  22. Liebe Carolin,
    über Mareices “Kaiserinnenreich” bin ich auf dein Blog gestoßen und danke dir sehr für diesen ehrlichen Text. Er ging mir lange im Kopf herum. Ich denke, es ist auf jeden Fall hilfreich für junge Eltern zu wissen: Auch bei anderen läuft nicht alles perfekt. Elternsein ist machmal anstrengend – und meist sehr, sehr schön.
    Vielleicht waren die Erwartungen, die wir an die Zeit nach der Geburt hatten, insofern unterschiedlich, als in meinem Fall bereits in der Schwangerschaft klar war: Das Kind wird kleinere oder größere Schwierigkeiten haben aufgrund von Organ- u.a. Hirnfehlbildungen. Ich war nach der Geburt und ich bin heute immer noch froh und glücklich, dass unser Kind lebensfähig ist und sich – eben im eigenen Tempo und auf spezielle Art und Weise – entwickelt.
    Eine lange, lange Phase des Schreiens haben wir auch durchlaufen. Sie dauerte etwa drei Monate. In dieser Phase schrie Kiddo praktisch immer, wenn es wach war. Zu Schlafenszeiten hatte ich Angst vor dem Aufwachen, weil ich wusste: Dann geht es wieder los, das Gebrüll. Sich so hilflos und ohnmächtig zu fühlen war furchtbar.
    Was ich anderen jungen Eltern mit auf den Weg geben möchte: Man darf sich in solchen Situationen Hilfe holen, möglichst bei Menschen, die sich mit dem Problem auskennen (Kinderärzt_innen, Hebammen, auch manche Ergotherapiepraxen bieten Hilfe an). Und es gibt spezielle Schreibabyambulanzen (z.B. für Berlin: http://www.schreibabyambulanz.info/). Wir hätten uns damals viel eher Hilfe holen sollen. Aus Angst, als überbesorgte Mutter zu gelten, habe ich die Situation erst spät angesprochen. Das bereue ich rückblickend. Es ist keine Schwäche, sich Hilfe zu holen, ganz im Gegenteil. Ich finde, es ist immens wichtig, gerade als frischgebackene Eltern, auch für sich selbst zu sorgen und zu gucken, dass es uns als Mama oder Papa gut geht.
    In diesem Sinne: Lass es dir gut gehen, liebe Caro, und alles Gute auch für den Rest der Familie!

    • Liebe Julia, danke für den lieben und wichtigen Kommentar. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute. Bei uns ist in den letzten Wochen zum Glück alles sehr viel entspannter geworden. Viel Kraft euch, für alle weiteren schwierigen Phasen, und Tschakka für alles, was ihr bereits geschafft habt. <3 Caro

  23. Pingback:PicDrops Sonntagslektüre am Freitag – Nummer 1 - PicDrop

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