Update: 10.09.2015 / 18:10
So wie es aussieht habe ich durch zwei sehr großzügige Spenden bereits mehr als genug Geld zusammen, um einen vernünftigen Rollstuhl vor Ort zu kaufen. DANKE!!!! Wenn ihr darüber hinaus trotzdem helfen möchtet, könnt ihr das natürlich tun. Ich werde mit meinen Jungs vor Ort versuchen zu entscheiden, wo es gut investiert wird. DANKE!
Ibadet J. ist 49 Jahre alt. Geboren wurde sie 1966 als Tochter von Roma in der Stadt Veles in Mazedonien. Sie und ihre zwei Schwestern wurden als Jugendliche mit dem Poliovirus (in Deutschland besser bekannt als Kinderlähmung – mein Opa litt z.B. auch daran) infiziert. Ohne mindestens acht Jahre Schulbildung bekommt man in Mazedonien keinerlei Unterstützung, weder in Form von Sozialhilfe noch in Form einer Krankenversicherung. Niemand in Ibadets Nachbarschaft bekommt Sozialhilfe, niemand kann zum Arzt gehen, die Kinder gehen nicht zur Schule. Es gibt keinen Strom und kein fließendes Wasser. Alle sind von schweren Krankheiten gezeichnet. Es ist der ärmste Teil von Shutka, dem Romaviertel im Norden von Skopje. Die Straße heißt Walt-Disney-Street, aber so sieht es hier nicht aus.
Nach Shutka kam sie, nachdem ihre Schwester 1994 im Haus der Familie in Veles Feuer legte und selbst in den Flammen starb, vom Haus blieb nichts übrig. Ibadet lebte zu dieser Zeit mit ihrem damaligen Mann und zwei Kindern in einem Asylantenheim in Karlsruhe, wo sie 1991 nach dem Auseinanderfallen Jugoslawiens Asyl beantragt hatte. Der tragische Vorfall brachte sie zurück nach Mazedonien und dort von Veles nach Shutka. Zurückkehren nach Deutschland konnte sie im Anschluss nicht.
2011 beantragt Ibadet erneut Asyl in Deutschland, mit der Hoffnung, die “Kontrolle über ihre Hände wiederzuerlangen”, worauf ihr die deutschen Ärzte in den frühen 90ern Hoffnung gemacht hatten. Das Asylverfahren dauert 10 Monate, ein Arztbesuch wird ihr gewährt und ein Monat Sozialhilfe, dann wird ihr Antrag auf Asyl abgelehnt. Warum, das weiß sie nicht genau. Einen Anwalt kann sie sich nicht leisten, von Hilfs- und Beratungsangeboten weiß sie nichts, sie kommt zurück. In ihrem Pass prangt seither ein großer, schwarzer Stempel: Ausreisepflicht.
Ibadet ist seit Jahren an einen klapprigen Rollstuhl vom Schrott gefesselt. Sie leidet unter starken Knochenverformungen als Folge ihrer Polioerkrankung, ihre Fluchterfahrungen, der Suizid ihrer Schwester und ihre Lebensbedingungen haben auch anderswo Spuren hinterlassen… Das Lächeln auf dem Foto ist das einzige, dass ihr über die Lippen huscht, seit ich neben ihr kniehe um ihre Geschichte zu begreifen.
Hier ist mein kleiner, naiver, bescheidener Plan: Ich möchte Ibadet einen neuen Rollstuhl besorgen. Einen, dessen Bremsen funktionieren, und mit dem sie sich etwas freier bewegen kann. Ein gepolsterter Sitz wäre gut. Vielleicht irgendeine Form von manuellem Eigenantrieb, so dass sie sich immerhin in ihrer unmittelbaren Umgebung autonom bewegen kann. Strom gibt es hier nicht, ein Akku kommt also leider nicht in Frage. Wer kennt sich mit Rollstühlen aus, und könnte ein Modell empfehlen, dass keinen Strom benötigt, robust ist und dennoch einigermaßen komfortabel? Vielleicht gibt es auch eine Rollstuhlfirma, die hier einspringen könnte und vielleicht ein Vorführmodell oder optische B-Ware zur Verfügung stellen könnte? Ibadet wiegt höchstens 40 Kilo, es könnte also auch ein Kinderrollstuhl sein.
Und liebe Menschen, ich brauche eure Hilfe!
Könnt ihr einen, oder zwei, oder fünf, oder zehn Euro entbehren? Dann spendet bitte für Ibadets Rollstuhl. Bitte spendet unter dem Betreff “IBADET” auf meinen Paypal-Account (carolinweinkopf@gmail.com) oder auf mein Konto mit der IBAN DE33 4401 0046 0550 5494 62. Wenn ich das Geld schnell zusammen bekomme, möchte ich den Rollstuhl noch hier in Skopje kaufen, ansonsten würde ich ihn über meine Kontakte an Ibadet ausliefern lassen. Ich werde versuchen, alle weiteren Kosten zu übernehmen und berichte gern allen Spendern, was mit ihrem Geld geschehen ist, bebildert, versteht sich.
EDIT: Ich bin für alle Tipps dankbar, glaube jedoch, dass allen (!) am meisten geholfen ist, wenn ich den Rollstuhl hier (gebraucht) kaufe und hinbringe. Also nichts aus Deutschland verschickt wird, was hier vielleicht niemals ankommt, oder ggf. nicht dort ankommt, wo es hin soll. Danke trotzdem für das tolle Angebot von M. und A. Der Rollstuhl ist aber sicher besser in Berlin aufgehoben.